Take Root

Im September 2017 haben sich acht BildhauerInnen aus vier Ländern im Schloss Sassanfahrt getroffen. Ihre Aufgabe war es, sich ein neues Kunstwerk zu dem Thema „verbinden // trennen“ auszudenken. Und zwar für einen ganz bestimmten Platz im Regnitztal. Viele Menschen haben die KünstlerInnen im Schloss in Sassanfahrt besucht. Sie konnten sehen, wie Kunst entsteht. Also wie eine Idee zu einem Entwurf wird. Das Besondere: Alle Kunstwerke zeigen ein gemeinsames Thema, nämlich „verbinden//trennen“. So wie der Main-Donau-Kanal die Menschen und Tiere verbindet, die entlang des Kanals leben. Aber diejenigen voneinander trennt, die auf der jeweils anderen Seite des Kanals wohnen. Und auch das ist einzigartig: Wenn die Kunstwerke einmal am Kanal stehen, kann man sie auch vom Schiff aus anschauen.

Cissy van der Wel (Bildhauerin, Utrecht/Niederlande) über ihr Kunstwerk:

Du kannst dich verbinden mit Menschen,
Sprache, Gewohnheiten, einem Land, einem
Berg, einem Haus, einer Familie, dem Meer.
Eigentlich mit vielerlei Dingen.
Auch mit der Erde, worauf du stehst, buch-
stäblich sowie im übertragenen Sinne. Dein
Boden, dein Fundament, deine Wurzeln.
Wo liegen eigentlich deine Wurzeln?
Hast du dich dies schon einmal gefragt?

Haben diese zu tun mit der Verbundenheit zum Geburtsort, mit der Erde, die dich hervorgebracht hat? Wo du deine ersten Schritte gemacht hast? Die Heimat deiner Familie? Haben deine Wurzeln zu tun mit der Verbundenheit zu den Menschen, denen du begegnet bist an jenem besonderen Ort und die wichtig gewesen sind für die Person, die du geworden bist? Hier erhebt sich die Frage, inwiefern deine Wurzeln und deine Identität zusammenfallen.
Einer schlägt Wurzeln, verbindet sich, wenn er/sie irgendwo wohnt, arbeitet, liebt, die Sprache spricht, die Kultur versteht, sich zu Hause fühlt. Aber auch tiefere Gefühle, Leidenschaft, Entzückung und Begriffe wie Vaterland und Heimat gehören hierzu.

Als ich im Zusammenhang dieses Themas verschiedene Menschen in meiner Umgebung fragte, wo ihre Wurzeln lägen, bekam ich unter anderem die folgenden Antworten:
- „Ich habe meine Wurzeln an meinem Geburtsort abgeschlagen und später, als ich meine Kindheit hinter mir gelassen habe und erwachsen wurde, wieder in den Boden geschlagen. Hier wohne und arbeite ich jetzt, habe ich Kinder bekommen und habe ich mein soziales Leben.“
- Ein Anderer antwortete: „Ich habe nicht das Gefühl, Wurzeln zu haben. Ich könnte überall wohnen und fühle mich überall zu Hause.“
- „Ich wohne hier schon mein ganzes Leben lang. Hier sind meine Wurzeln, glaube ich. Ich mache mir nicht viele Gedanken darüber, es ist etwas Selbstverständliches.“
Die erste Antwort sprach mich am meisten an. Ein Bund Wurzeln, zur Hälfte in der Erde, wobei du dich fragst, ob sie im Boden stehen (verbinden), oder gerade herausgezogen werden (trennen). Dies, so habe ich mich entschieden, wird mein Entwurf für das Symposium des Flussparadieses Franken, mit dem Thema ‚Verbinden und Trennen'.

Cissy van der Wel
18. September 2017

Rund um die Uhr geöffnet / frei zugänglich

Das Kunstwerk steht am Main-Donau-Kanal bei Altendorf.